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Warum-Fragen und Du-BotschaftenWarum-Fragen – wie die folgenden – gelten in der Welt des Konfliktmangements und der Moderation oft als problematisch:

  • Warum redest du nicht mit mir?
  • Warum hast du die leeren Flaschen nicht mitgenommen?
  • Warum wirfst du immer die Wäsche in die Ecke?
  • Warum bist du so aggressiv?

Warum sind diese Warum-Fragen üngünstig? Und wie sollten wir stattdessen fragen?

Warum-Fragen richten sich oft an die Vergangenheit, fragen nach dem Grund und rufen regelrecht auf nach Rechtfertigung. Sie sind sozusagen eine implizierte Schuldzuweisung. Bei dem Kommunikationspartner erreicht man damit meist nur Widerstand. Kein Mensch mag es, wenn er angegriffen wird. Viele gehen dann über zum Gegenangriff, und schnell schaukelt sich etwas hoch, die Situation eskaliert und die Fronten verhärten sich. Ein lösungsorientiertes und zielführendes Gespräch sieht anders aus. Was sollen wir also tun, wenn uns das „Warum“ auf der Zunge liegt?

Erst einmal heißt es: Vorsicht, besonders in kritischen Situationen. Ist das „Warum“ in diesem Fall zielführend? Es genügt übrigens nicht, Warum-Fragen einfach nur mit „Wieso“ oder „Weshalb“ zu ersetzen. Doch wie erkenne ich eine kritische Situation bzw. eine wenig zielführende Warum-Frage? Warum-Fragen sind besonders gefährlich in Verbindung mit einer Du-Botschaft, wie oben beispielhaft angegeben. Der Vorwurf wird noch verstärkt durch stark verallgemeinernde Wörter, wie zum Beispiel „immer“ und „nie“:

  • Warum kommst du immer zu spät?

In kritischen Situationen, also Situationen, in denen die Beziehungsebene unklar oder angekratzt ist, wenn wir Konfliktgespräche führen, enttäuscht oder wütend sind und uns von unserem Gesprächspartner ein anderes Verhalten wünschen, in all diesen Situationen sollte man die Warum-Frage besser nicht stellen, und statt dessen lieber Ich-Botschaften senden und klare Wünsche formulieren. Hier zwei Beispiele:

  • Ich möchte gerne mit dir darüber in Ruhe reden und bin etwas enttäuscht über dein Schweigen. Mir ist es wichtig, dass wir hier eine Lösung finden, die wir beide akzeptieren können.
  • Du warst doch eben draußen. Ich hätte mich gefreut, wenn du die leeren Flaschen mitgenommen hättest, damit sie hier nicht mehr rumstehen. Kannst du sie bitte nachher zum Altglascontainer bringen?

Und wenn wir aber doch die wahren Beweggründe hinter dem Verhalten unseres Kommunikationspartners herausfinden möchten, dann bietet sich an, die Warum-Frage umzuformulieren:

  • Was erhoffst du dir davon?
  • Was möchtest du damit erreichen?
  • Was genau ärgert dich daran?
  • Stört es dich nicht, wenn die leeren Flaschen hier tagelang herumstehen?

Und Sie haben es beim Durchlesen der Fragen sicher auch schon bemerkt: Auch der Ton macht die Musik. Wie betonen wir die einzelnen Wörter? Welche Emotionen transportieren wir durch unseren Tonfall? Die Frage „Was erhoffst du dir davon?“ kann mit einem interessierten Tonfall gestellt werden oder mit einem vorwurfsvollen bzw. verärgerten Tonfall. Im letzteren Fall ist sie auch nicht viel besser als die Frage „Warum machst du das?“

Auf der anderen Seite gibt es aber Situationen, in denen explizite Warum-Fragen durchaus sinnvoll sind. Ohne eine angehängte Du-Botschaft klingt eine Warum-Frage auch schon nicht mehr vorwurfsvoll:

  • Warum machen wir das eigentlich?
  • Warum dürfen die Kinder das nicht?
  • Warum werden Avocados so schnell braun?
  • Warum darf ich nicht länger bleiben?

So hinterfragt das „Warum“ die wahren Ursachen und Beweggründe, ohne jemanden anzugreifen. Es regt zur Reflexion und zum kritischen Denken an. Und das ist ja das Gute an den Warum-Fragen. Übrigens kommen wir auch unseren Werten auf die Spur, wenn wir „Warum“ fragen:

  • Warum ist mir das eigentlich so wichtig?
  • Warum mache ich das so gerne?
  • Warum finde ich das eigentlich ungerecht?
  • Warum regt mich das immer so sehr auf?

Wenn man nach dem Zweck einer Sache fragen will, um zum Beispiel den Sinn einer Aufgabe besser zu verstehen, sollte man eher auf das Wort „Wozu“ zurückgreifen:

  • Wozu treffen wir uns wöchentlich?
  • Wozu brauchen Sie den Bericht genau?
  • Wozu braucht man Arbeitsschuhe?

Achten Sie doch mal in nächster Zeit darauf, wann, wie und in welchen Situationen Sie Warum-Fragen verwenden und wie Sie sie betonen. Wetten, dass Sie sich demnächst genau überlegen, ob hier eine Warum-Frage wirklich zielführend ist?